Erinnerungen
Und das, was von ihnen übrig geblieben ist
Erinnerungen, an die Kindheit, an schöne Dinge, Geschehnisse, Feste, Freunde, an jüngere Ereignisse, die Jugend, das Erwachsenwerden, die eigene kleine Familie, Tochter, Mann, Urlaube, Streits, Schicksalsschläge, harte Zeiten, Zusammenhalt… und allem, was sonst noch passiert.
An meine Kindheit habe ich nur noch vereinzelte Erinnerungen, gute wie schlechte, an einfache Dinge aber auch an besondere Ereignisse. Manche Dinge möchte man am liebsten ausradieren, bei manchen wünscht man sich mehr Wissen an das Erlebte zurück. Wenn man sich alte Fotos anschaut und sich nicht mehr daran erinnern kann. Aber es löst ein positives Gefühl im Bauch aus 🙂 das sind die Momente bei denen ich gern mehr Erinnerungen hätte. Aber man sieht, dass das Kind auf dem Bild in dem Moment glücklich war.
Manchmal ist es aber auch anders rum. Bei manchen Erinnerungen wünsche ich mir, sie nie erlebt zu haben. Situationen, die ich nicht mit erleben muss, die man mit anderen, schöneren Erinnerungen auffüllt. Die man ausradiert, aus dem Hirn schmeißt, nicht mehr daran denken muss. Oder die ungeschehen gemacht werden. Das sind die unschönen Dinge, die Angst und Traurigkeit ausbreiten. In mir, meinen Gedanken, meiner Seele.
Aber auch diese Erlebnisse haben mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Die negativen Dinge bringen jetzt gerade viel Arbeit mit. Es muss aufgearbeitet werden, man muss nochmal an sein Kind ran, an das frühere, junge ICH. Was würde ich dem Kind von damals sagen? Was würde ich ihm wünschen? Wie wirkt das Kind auf mich? Genau diese Dinge habe ich vor ein paar Wochen in einer Therapiestunde durchgemacht. Und es hat mich wahnsinnig mitgenommen.
Man muss mit den Erinnerungen leben, selbst wenn man sie wegpackt, in Schubladen, mit dickem Vorhängeschloss und Eisenkette – es macht uns aus. Es kommt wieder hoch. Es ist immer da. Ich glaube, man muss es ein Stück weit akzeptieren. Und mit guten Gefühlen kompensieren.
In meiner derzeitigen Therapie weiß ich immer noch nicht, wo ich anfangen soll. Bei meiner Kindheit, bei meiner Selbstfürsorge, meinen heutigen Problemen? Das Früher holt mich immer wieder ein, mal mehr mal weniger. Sollte man erstmal lernen mit seinen Erinnerungen und Gefühlen von damals umzugehen? Wie bekommt man einen guten Umgang mit dem Erlebten hin? Muss man nochmal ran „an sein Kind“ und da ansetzen? Fragen auf die ich noch keine Antwort habe.
Die Vergangenheit mir ihren Ereignissen bleibt. Egal was ich mache. Wie geht ihr mit der Vergangenheit um? Wie handhabt ihr schlechte Erfahrungen, traumatische Erlebnisse? Versucht ihr die Verdrängen-Technik? Habt ihr für euch eine gute Lösung gefunden damit umzugehen? Fängt es mit Akzeptanz an? Schreibt mir gern dazu, ich freue mich über eure Erfahrungen und Lösungswege 🙂
Liebe Jenn,
jetzt schreibe ich dir erst einmal etwas zu deinem Post, denn ich habe ihn gestern schon gelesen und habe sofort tausende Gedanken im Kopf gehabt, was ich dir dazu sagen möchte, aber ich wollte es nicht über mein Smartphone schreiben, weil das immer mit Autokorrekturen verbunden ist, die den ganzen Text verhunzen 😉
Als erstes finde ich es ganz toll, dass du deine Gedanken mit uns teilst. Und ich kann diese Gedanken total verstehen, denn ich habe mich bis vor wenigen Monaten in der selben Situation befunden wie du.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass die „Verdrängen-Technik“ nicht funktioniert. Zumindest nicht auf Dauer. Denn es wird immer wieder Schlüsselerlebnisse in deinem Leben geben, die die Erinnerungen wieder wachrütteln. Du solltest es wirklich so gut es geht verarbeiten. Denn nur wenn dein Unterbewusstsein damit abgeschlossen hat, findest du Ruhe. Ich habe auch viele viele Jahre mit Erinnerungen zu kämpfen gehabt, die ich versucht habe, wegzuschieben. Die ich nicht sehen wollte. Mit denen ich vor allem nicht direkt wieder konfrontiert werden wollte. Aber irgendwann holte es mich immer wieder ein. Und wieder und wieder und wieder…
Bis ich mit meiner Therapeutin darüber gesprochen habe. Erst danach ging es mir besser. Nachdem ich innerlich Frieden mit diesen Erinnerungen geschlossen habe. Irgendwann kommt der Zeitpunkt (das klingt jetzt vielleicht banal, versteh mich da bitte nicht falsch!) da ist es okay für dich, so wie es ist. Und auch, wenn man es noch nicht sehen will, weil es hart ist, aber man entwickelt irgendwann für sich ein Gefühl von Akzeptanz und denkt sich „Wer weiß, wofür es gut war!?“ Damit will ich definitv nicht deine Erlebnisse runterspielen, aber du weißt sicher, was ich damit meine!?
Und was deine Gedanken zu deiner Therapie angeht, dass du nicht so recht weißt, wo du anfangen sollst… Fang damit an, was sich für dich gerade am wichtigsten anfühlt, was dir vielleicht am meisten auf der Seele brennt, was dich am meisten einschränkt. Denn es gibt keine „richtige oder falsche“ Reihenfolge. Und wer sagt denn, dass du bei der Therapie deine Sorgen chronologisch „abarbeiten“ sollst? Der Therapeut stellt sich auf dich ein. Und nicht anders herum. Es geht um dich!
Ich habe, als ich mit meiner Therapie begonnen habe, auch diese Frage im Kopf gehabt und habe mich dazu entschlossen, bei der frühesten Kindheit anzufangen und alles aufzuarbeiten. Hinterher wurde mir dann aber bewusst, dass es mir wahrscheinlich lieber gewesen wäre, bei meinem Jetzt-Ich anzufangen. Denn ich dachte hinterher „Mensch, hättest du mal andersrum angefangen, dann wäre es dir vielleicht leichter gefallen.“ Denn nur wenn man mit seinem Jetzt-Ich im Reinen ist, kann man das Kind-Ich mit klarem Kopf sehen und man bekommt nochmal einen ganz anderen Blick darauf.
Letztenendes ist es DEINE Entscheidung. Mach dir deswegen nicht zu viele Gedanken, denn die blockieren dich nur. Sprich über das, was dir gerade wichtig ist. 🙂
Ich lasse dir herzliche Grüße da. Wir lesen uns. Und lass den Kopf nicht hängen <3
Sandra
Liebe Sandra,
ich bin überwältigt von deinem tollen Kommentar! Vielen Dank!
Ich gebe dir Recht, Verdrängen ist natürlich nicht die Taktik 😉 Bei vielen Dingen meine ich diesen „Egal und Akzeptanz“ Punkt schon erreicht zu haben. Es hat mich nur einfach Vieles in meinen jungen Jahren traumatisiert, und da ist halt die Frage, ob man da nochmal ran muss oder es so stehen lässt. Das muss ich noch rausfiltern.
Zum Thema wo setze ich an: Meine Therapeutin meinte zu mir, ich muss das für mich entscheiden, es bei der Gesprächstherapie herausfinden wo ich anfangen möchte. Bei den aktuellen Problemen oder ganz früher. Wie und ob das die richtige Reihenfolge ist sehe ich dann wohl erst in einiger Zeit 🙂 Hauptsache anfangen ist für mich gerade wichtig, nach all den Jahren der Verdrängung.
Ich wünsche dir alles Liebe und hoffe, wir hören noch öfter von einander <3
Jenn