Wenn es wieder nach oben geht

Wenn es wieder nach oben geht

16. September 2020 6 Von JG

Und man irgendwie nicht weiss wohin es denn geht…

Es geht mir besser, deutlich besser. Zum Glück. Ich weiss auch nicht mehr wann es genau anfing besser zu werden. Die neuen Medikamente helfen, vieles ist angefangen aber noch lang nicht zu Ende bearbeitet. Aber was genau ist denn jetzt? Was geht wieder? Und in welche Richtung gehts? Was hat sich verändert? Und warum eigentlich? Und dann ist da noch die ganz große Frage: Womit will und kann ich zukünftig mein Geld verdienen?

Ich bin so froh, dass es wieder bergauf geht. Endlich wieder halbwegs normal sein, normal ticken, kein Weinen, weniger Grübeln und positiver Denken. Es ist eine Wohltat diese Phase als halbwegs bekämpft zu bezeichnen. Es war ein hartes Jahr, viele Dinge haben sich verändert. Probleme wurden gelöst, Denkweisen haben sich geändert. Vieles ist noch auf dem Weg, Freunde gingen, neue kamen. Ich muss mich in vielen Dingen neu orientieren. Und ich muss mit einigen Nachwehen zurecht kommen – mein Erzfeind: Die Vergesslichkeit! Das ist eigentlich mein Hauptproblem…

Jetzt ist natürlich auch in beruflicher Hinsicht die Frage, was ich mache. Arbeitslos, nichtsahnend, auf der Suche nach etwas was mir liegt und was mir Freude macht. Bürokratische Vorgänge, bei denen ich persönlich nicht ganz hinterblicke was ich wo machen muss und warum… Immer wieder die Frage: Was liegt Ihnen denn? Was könnte Ihnen Spaß machen? Woran haben Sie Interesse? Und immer wieder die Antwort: Ich weiss es nicht. Ich kann mir gerade nichts vorstellen, ich bin überfordert mit den Gedanken an eine neue (andere?) berufliche Zukunft. Büro ist generell überhaupt nicht verkehrt, ich habe das gerne gemacht, Arbeit die Spaß macht, tolle Arbeitszeiten, gut vereinbar, alles tutti… Aber ich traue es mir nicht mehr zu. Ich traue mich nicht, es macht mir so große Sorgen alles wieder neu zu erlernen, in einem neuen Unternehmen, neue Herausforderungen. Ich habe Angst vor Fehlern, vor vergessenen Aufgaben, vor Konzentrationsproblemen. Ich habe Angst vor Überforderung, und so gut ich mich auch wieder fühle, ich habe Angst vor all dem. Kann man das nachvollziehen? Versteht das einer? Manchmal drängt sich mir der Gedanken auf, dass ich sehr viele Gehirnzellen an die Depression verloren habe…

Ich weiss einfach nicht, wohin die Reise geht. Im Moment würde ich am liebsten irgendeinen Aushilfsjob annehmen, bei dem man einfach nur stupide vor sich hinarbeitet ohne viel nachdenken zu müssen. Pizzakartons zusammen falten als Lebensaufgabe? Ist das eigentlich ein Ausbildungsberuf…? 😉

Neben den beruflichen Orientierungen ist da ja auch noch das allgemeine Verändern. Das Bearbeiten seiner Lebensweise, seiner Denkweise. Sich immer wieder daran zu erinnern, was man denn alles in der Reha gelernt hat, was einem helfen soll und was man für sich tun soll. Oder kann. Selbstfürsorge, Umdenken, Achtsamsein, seine Denkweisen ändern. Nicht immer vom Schlimmsten ausgehen, Frieden schließen mit Dingen, die einen immer wieder runter ziehen. Nicht alles so zerdenken. Aber ob ihr es glaubt oder nicht – das ist super anstrengend! Meistens merke ich erst, dass es mir gerade scheiße geht, wenn ich schon mitten drin bin. Ok, ein Fortschritt, dass es mir auffällt! Aber was man sich über 30 Jahre zurecht gelegt und verinnerlicht hat, bei dem man davon ausgeht, dass das so richtig ist legt man nicht in 6 Monaten wieder ab. Es braucht Zeit, wenn es denn überhaupt irgendwann mal komplett korrigiert ist. Aber wenn man es jeden Tag wenigstens einmal schafft ist es doch ein Anfang, oder? Allein schon das Bewusstsein dafür, dass die Situation gerade im alten Modus läuft und anders angegangen werden muss ist ja schon mal was…

Es hat sich wirklich vieles verändert. Das wird mir immer wieder bewusst. Ich selber habe mich auch verändert. Ich merke in vielen Situationen, dass ich noch vor 2 Jahren anders reagiert hätte. Und manchmal merke ich, dass ich etwas anders machen sollte. Nicht um mich zu verstellen, sondern meine Einstellung dazu. Gerade im zwischenmenschlichem Bereich muss ich noch einiges tun. Da steht mir mein Kopf noch ziemlich im Weg. Aber ich bin positiv, genauso wie früher, nur anders.

Wie war der Spruch, den ich langsam nicht mehr hören kann? Alles braucht seine Zeit… Und während ich darauf warte, dass die Zeit sich mal etwas beeilt und mir hilft versuche ich es irgendwie selber hin zu bekommen. Nur mit positiveren Gedanken, mit Optimismus. Wie hat ein super lieber Mensch mal zu mir gesagt: Am Ende wird alles gut. Und wenn es noch nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende 🙂