Auszeit
Wenn man mal raus muss…
Manchmal muss man rausfinden, was einem gut tut und hilft. Man muss mal ausbrechen, neue Dinge probieren, sich Zeit für sich nehmen, sich mal rausnehmen – weg… Aber genauso muss man lernen sich in dieser Zeit auf seine Familie zu verlassen. Und nein, es bricht nicht alles zusammen wenn man mal ein paar Tage weg ist. DAS muss man auch lernen 🙂
Das Meer, Ebbe und Flut, Möwen und Schiffe – wem tut es nicht gut? Ich liebe es aufs Meer zu schauen, große Schiffe zu beobachten, den Wind um die Nase pusten lassen… Die Weite, die man sieht, keine Grenzen. Das stetige Wellenrauschen bei Flut, die Abzeichnungen der Wellen im Watt bei Ebbe, die Sonnenstrahlen, die sich spiegeln. Die unsagbare Ruhe – es tut so gut. Wahrer Balsam für die Seele.
Ich habe mir eine Auszeit genommen, ein paar Tage raus an die Nordsee. Eine Auszeit, Kraft tanken, Energie mit nehmen. Aber ohne den Druck: Du musst dich jetzt entspannen, du musst schöne Dinge tun, du musst es genießen! Das hört sich vielleicht verrückt an, aber das ist tatsächlich ein Problem. Etwas zu machen und einfach geschehen lassen. Ohne Druck, dass es gut werden muss. Schwierige Ansichten, oder? Verrückte Welt…
Ich habe mir ein paar Dinge vorgenommen, aber auch Platz gelassen um einfach spontan zu entscheiden, oder auch einfach mal bis 11 Uhr im Bett zu liegen. Oder abends doch noch eine Runde spazieren zu gehen. Essen gehen, Essen aus einem Imbiss holen oder abends einfach etwas Fertiges flott in der Küche machen. Alles so, wie ich gerade Lust drauf habe.
Das soll ja der Sinn dieser Zeit sein, schöne Dinge tun. Das machen, was einem gut tut. In sich hinein hören, auf sich achten, die Zeit qualitativ nutzen. Und genau deshalb schreibe ich auch diesen Blogeintrag. Ich habe gerade richtig Lust darauf, deshalb mache ich es. Punkt 🙂
Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass man auch los lassen muss. Mann, Kind, alter Hund, Haus, Garten – wie soll das denn alles gehen?? Wie ich jetzt merke: Es geht sehr gut! Unsere Tochter kümmert sich liebevoll um unseren Hund, schläft bei ihm im Erdgeschoss ohne Probleme, versorgt ihr, kümmerst sich um Kleinigkeiten im Haushalt, Spülmaschine ein- und ausräumen, Tische abwischen, aufräumen… alles ohne Mucks. Im Gegenteil, mit Stolz 🙂 Wir sind begeistert. Mein Mann kümmert sich weiterhin um den Umbau, das Bau ist dran, Abrissstimmung… Wände fallen, Fliesen fliegen.
Ich gebe zu, vor allem die erste Nacht hier oben war unruhig. Klappt es mit Hund und Kind? Passiert irgendwas? Ist es ihr doch Zuviel? Verlange ich da gerade Zuviel? Aber nein, wir können stolz auf sie sein! Sie ist so selbstständig und toll, einfach super. Und mein Mann wuppt auch alles bestens!
Ein ganz großes Dankeschön muss ich meinem Mann aussprechen, ohne ihn und seinem Zuspruch hätte ich meinen Trip gar nicht gemacht. Nach meinem Zusammenbruch vor wenigen Wochen hat er gesagt, ich solle es versuchen, ein paar Tage ans Meer, eine Auszeit nehmen. Dafür bin ich unendlich dankbar!
Und ja, ich muss auch zugeben, dass es schon komisch ist, so ganz allein weg zu sein. Allein in einem Cafe zu sitzen, allein zu überlegen und auszusuchen, was man macht. Das „Allein-sein“ hier in der Ferienwohnung ist nicht so schlimm. Wir telefonieren und schreiben uns. Aber wenn man immer gemeinsam in Urlaub fährt, alles gemeinsam erlebt ist es schon sehr anders bei so einem Trip.
Aber Übermorgen heißt es ja schon wieder einpacken, fertig machen und die letzte Nacht in der Fremde verbringen. Zurück zu meiner tollen Familie, ins gemeinsame Leben, aber auch in den Alltag, zurück zu den Sorgen, Problemen. Gestärkt und mit viel Energie durch diesen Trip, aus dem ich hoffentlich viel mitnehmen kann. Bis ich das Meer wieder sehen werde, aber diesmal mit meiner Familie 🙂