Wie gelangt man zu mehr Selbstbewusstsein?
Wer kann von sich behaupten immer sicher zu sein? Was bedeuten Selbstfürsorge, Selbstliebe und Selbstbewusstsein und wie hängen sie zusammen?
Fangen wir von vorne an: In meinen früheren Jahren habe ich immer sehr viel Wert darauf gelegt, was andere denken, wie ich mich gebe oder was ich sage (darüber habe ich auch in diesem Blogeintrag geschrieben). Wie ich ankomme oder wie ich wirke. Lieber habe ich nichts gesagt als etwas Unpassendes zu sagen, was unter Umständen nicht ankommen könnte. Ich stand eigentlich immer unter Strom, war innerlich unausgeglichen. Dies war eine Mischung aus eigener Unsicherheit, dem Mobbing und meiner nicht ganz einfachen Kindheit. Insgesamt habe ich in meinem Leben sehr viel Ablehnung erfahren. Es ist wohl nachvollziehbar, dass diese Erfahrungen mein Selbstbewusstsein beinflusst haben.
Wann hat sich das geändert? Ich weiß lediglich, dass meine Tochter einen entscheidenden Beitrag dazu beigetragen hat. Wie das denkt ihr? Logischerweise bleibt einem als Mutter manchmal garnix anderes übrig als etwas zu sagen oder zu machen, was andere vielleicht etwas doof finden. Du musst für dein Kind einstehen, sei es bei Ärzten, wenn man mit dem fiebernden, sich übergebenden Kind auf dem Arm „leider vergessen wurde“ und darauf besteht nicht noch 2,5 Stunden im Wartezimmer zu warten. Oder man in Schulleben, Vereinsleben Dinge regeln muss. Jedoch auch weil man seinem Kind ein gutes Beispiel sein muss. Unsere Kinder müssen schon früh lernen selbstständig zu sein. Selbstsicherheit ist für das ganze Leben unabdingbar. Aber das könnte Stoff für einen neuen Blogeintrag sein.
Ein weiterer Punkt, welcher nicht sehr förderlich ist bei geringer Selbstfürsorge ist, dass man jedem immer alles recht machen will. Darüber habe ich auch schon in einem anderen Blogeintrag geschrieben, den ihr hier findet. Man möchte natürlich helfen und unterstützen. Es sollte aber in einem für sich selber gesunden Rahmen sein. Man muss für sich in einer Balance bleiben.
Wenn man schon 5 Termine in der Woche hat sollte man anstatt noch eine Geburtstagsparty am Wochenende mit zu organisieren weil die Freundin Hilfe braucht vielleicht lieber einen Wellness Trip für sich ins Auge fassen. Möglicherweise einen ruhigen Abend zu Hause mit einem leckeren Essen oder einen Kinobesuch. Es ist wichtig ME-Time zu haben, sich das fest einzuplanen.
Aber warum ist es eigentlich so? Warum ist es für uns selbst besser uns nicht immer aufzuopfern, für uns selbst einzustehen – oder für unsere Kinder? Und was hat das alles mit der Selbstsicherheit zu tun von der ich eigentlich schreiben wollte? Ich bin nicht vom Thema abgekommen, keine Sorge 🙂 Ich kann natürlich immer nur von meinen Erfahrungen und Erlebnissen berichten. Vielleicht sehen andere Betroffene das anders oder Fachleute würden den Zusammenhang anders deuten. Meine Erfahrung ist aber, dass eben jeder anders tickt und jeder eine andere Wahrnehmung hat. Und ich für mich erkläre mir das wie folgt:
Wer auf sich selbst achtet erfährt aus den Reaktionen anderer mehr Selbstbewusstsein
Was meine ich damit? Muss ich mich jetzt doch wieder nach den anderen und deren Reaktionen richten? Eigentlich sollen wir doch genau das Gegenteil machen. Tun wir auch, wenn wir es denn tun!
Wenn wir auf uns und unsere Bedürfnisse achten, uns selbst als erstes bedienen und nicht springen wenn andere etwas von einem wollen erhalten wir ungewollt ein Feedback. Wenn wir für unsere Bedürfnisse einstehen (oder die unserer Kinder, Eltern, Partner/innen) und unsere Empfindungen ernst nehmen erhalten wir ebenfalls eine Rückmeldung aus unserem Umfeld. Zwangsläufig, da brauchen wir auch auch nichts für zutun. Selbst keine Reaktion ist eine Reaktion. Und wir brauchen vor keiner Reaktion, wie sie denn auch immer ausfällt, Angst zu haben. Warum? Weil wir UNS gerade etwas Gutes tun! Und weil es die Meinung unseres Gegenübers ist, nicht unsere. Außerdem lernen wir dauerhaft etwas daraus.
Bleiben wir bei einem der Beispiele, die ich ganz am Anfang genannt hatte: Wenn wir Donnerstags um 15 Uhr eine WhatsApp bekommen in der steht, dass eine Geburtstagsparty organisiert und noch 534 Dinge zutun sind, es ist etwas kurzfristig – aber auf dich ist ja Verlass, du hilfst ja immer wenn du kannst! Was tust du? Nach einer 40 h Arbeitswoche, krankem Kind und nicht erledigtem Wocheneinkauf? Was würde wohl passieren, wenn du zurück schreibst: Ich freue mich, dass du an mich gedacht hast, leider kann ich dich diesmal nicht unterstützen. Ich bin mir aber absolut sicher, dass die Party super toll wird, viel Spaß beim Feiern! Und wenn du dann wirklich auf SENDEN drückst, dein Handy umdrehst und noch bis 17 Uhr arbeitest?
Was kann passieren?
Variante A: Es kommt eine Nachricht zurück. Entweder eine sehr kurze a la: Ok, schade. Oder eine etwas längere, die vielleicht auch etwas vorwurfsvoll ist.
Variante B: Es kommt keine Nachricht zurück.
Was passiert in beiden Fällen? DU hast auf dich geachtet und deine Bedürfnisse oder auch Prioritäten gesetzt. Und was passiert noch: Mit jedem Mal, bei dem du auf deine Bedürfnisse achtest bekommst du Feedback. Und irgendwann wirst du auch kein schlechtes Gewissen mehr haben, wenn du NEIN sagst. Weil du merken wirst, dass die Rückmeldungen in 99,9 % der Fälle gar nicht schlimm sind. Man lernt das die eigene Meinung respektiert wird. Dadurch bekommt man mehr Selbstbewusstsein. Man merkt, dass man nicht immer etwas für andere tun muss um etwas wert zu sein. Man ist selbst genug wert. Da kommt auch der Begriff Selbstwert ins Spiel.
Man achtet also auf sich selber = Selbstachtsamkeit. Daraus entwickelt sich, dass man auf sich achtet = Selbstfürsorge. Und wenn wir für uns sorgen und für unsere Bedürfnisse einstehen merken wir, dass das etwas ganz normales ist, das erkennen wir auch an den Raktionen die wir bekommen. Daraus entsteht Selbstbewusstsein. Wir werden selbstsicherer weil wir merken, dass es ganz normal ist. Wir fangen an uns und unsere Gefühle wieder besser wahrzunehmen und uns selbst mehr zu lieben = Selbstliebe.
Menschen mit großem Selbstbewusstsein oder viel Selbstfürsorge überlegen gar nicht, ob das noch in den vollgepackten Alltag passt. Andere achten besser auf sich. Und: Leute die auf sich achten und öfter nein sagen, oder das nein dabei nett verpacken, bekommen sehr viel mehr Respekt und Anerkennung. Selbstsicherheit und selbstbewusstes Auftreten machen attraktiv, man ist gesellschaftlich besser gestellt. Das ist ein netter Nebeneffekt.
Ist es nicht das, was für uns wichtig ist: wieder mehr Selbstbewusstsein aufbauen? Sich selber mehr Achtung schenken, natürlich dürfen wir anderen helfen. Natürlich darf es auch mal stressiger zugehen, man darf sich auch in stressigen Zeiten mal übernehmen. Aber man muss immer auf seine innere Balance achten, auf seinen eigen Frieden. Auf sich und seine Bedürfnisse. Und denen seiner Nächsten natürlich.
Ich glaube so kann man diesen Blogeintrag beenden. Achtet auf euch und eure Bedürfnisse, hinterfragt was ihr euch zumuten möchtet, wo ihr gern unterstützt aber auch die dementsprechende Anerkennung bekommt. Liebt euch selbst, steht für euch ein – euer Selbstbewusstsein wird es euch danken!