Wie Kinder zerstört werden können
Zerstörung – das ist eine gute Beschreibung für Mobbing. Es zerstört die Seele, es macht so vieles kaputt in dir. Und du kannst nichts dagegen machen. Zumindest als Kind. Als Erwachsener kann man sich vielleicht behaupten, wenn man die Kraft dazu hat. Diese fehlt bei den Meisten, da ihre Reserven völlig ausgezehrt sind von dem täglich Kampf gegen die Beleidigungen, Beschimpfungen oder auch Übergriffen.
In dieser schlechten Zeit, die ich gerade mal wieder durch mache, geht mir vieles durch den Kopf. Auch Erinnerungen aus ganz frühen Tagen. Oder was davon noch in meinem Gehirn über ist. ´Bei mir fing das Mobbing tatsächlich schon im Kindergarten an. Ich wurde ausgeschlossen, wenn ich an meine Kindergartenzeit zurück denke, war sie nicht schön. Ich war immer ein Außenseiter, gehörte nie zu den ‚coolen‘ Kids. Ich war immer eine Randnotiz. Ja, ich habe mit Kindern gespielt, und ja es gab auch Freunde. Manche waren ehrlich zu mir, viele nicht.
Ich hatte jahrelang eine beste Freundin, jetzt als Erwachsene kann ich sagen, dass es ein Irrtum war. Sie hat mich größtenteils dazu benutzt um sich besser zu fühlen, wichtiger zu sein. Eine beste Freundin ist dazu da, um ihr alles zu erzählen, die hinter einem steht, immer für einen da ist. Das war bei uns leider nicht der Fall. Aber das erkenne ich erst seit dem ich älter bin.
In der Schule ging es dann richtig los. Demütigungen, Übergriffe, Schikane, egal was man tat, egal was man an hatte, egal was man sagte. In der Grundschule war es eher Ausgrenzung, in der weiterführenden Schule ging es erst richtig los.
Als mein Bruder sich das Leben nahm hieß es von den ganz ekelhaften Leuten: Bei so einer Schwester hätte ich das auch gemacht.
Heute würde ich den Leuten am liebsten einmal ins Gesicht spucken, ihnen sagen wie ekelerregend sie eigentlich sind. Was das alles mit mir gemacht hat. Wie es bis heute mein Leben beeinflusst, meinen Charakter geformt hat. Da kommt ganz viel Wut und Schmerz hoch, Gedanken an damals die man am liebsten ausradieren möchte.
Bis heute bin ich überall aufmerksam was um mich herum passiert, wer ist wie drauf, was machen die Leute um mich herum. Lachen sie über mich wenn ich an ihnen vorbei gehe oder haben sie sich gerade nur über etwas lustiges unterhalten? Starren sie gerade mich an? Wie kann ich besser rüberkommen beim Kennenlernen fremder Menschen? Wie kann ich besser wirken?
Oft war es schon so, dass ich von Menschen, die ich vor Kurzem kennengelernt habe höre, dass ich anfangs sehr arrogant gewirkt habe, so distanziert, ruhig, mit bösem Blick. Ganz ehrlich, ich bin alles außer arrogant! Das ist scheinbar ein Schutzmechanismus, die Angst was die neuen Leute denken könnten. Im Prinzip mache ich es mir damit unbewusst selber noch schwerer. Das passiert nämlich nicht bewusst, im Gegenteil. Ich versuche nett und freundlich zu wirken, aber scheinbar gelingt es mir so gar nicht…
Heute habe ich selber eine Tochter, ich habe große Angst, dass sie dieser Problematik ausgesetzt ist. Aber sie ist das genaue Gegenteil von mir. Sie ist super selbstbewusst, macht ihr Ding, regelt alles selber, kommt gut an… irgendwas müssen wir richtig gemacht haben 🙂
Mobbing zerstört den Menschen. Es macht dich fertig. Und die Täter werden noch geschützt. Warum können wir nicht alle einfach alle akzeptieren und wen wir nicht mögen lassen wir in Ruhe? Daran zeigt sich, dass die Täter ganz arme Würste sind, die sich nur über die Schikane anderer gut und groß fühlen. Vielleicht ist das im akuten Moment der einzige Gedanken, an dem man sich klammern kann.
Wenn ihr wisst oder mitbekommt, dass jemand gemobbt wird schaut nicht weg! Helft demjenigen! Stellt euch vor ihn und bietet Hilfe. Glaubt mir, es ist die Hölle auf Erden. Und das Opfer ist allein…
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