Der Umgang mit der Erkrankung Depression
Und wie das Umfeld reagiert
Depressionen – wer sie hat, hats nicht einfach. Aber wie empfinden andere das Thema? Wie empfinden andere mich? Wie geht mein Unmfeld damit um, mit mir um?
Ich muss sagen, dass ich sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht habe. Bei manchen Personen hätte ich eine andere Reaktion erwartet, weil ich sie anders eingeschätzt habe. Irren ist menschlich? Manchmal kommen blöde Sprüche, vielleicht aus Unverständnis? Es gibt aber auch Viele, die Verständnis zeigen.
Wie man diesem Blog vielleicht entnimmt bin ich sehr offen mit meiner Lebensgeschichte. Ich habe immer offen darüber geredet. Heute glaube ich auch, dass mir das geholfen hat, zu reden. Aber nicht bei jedem kommt das gut an. Nicht mit jedem kann ich gleich offen über alles reden, oder möchte nicht mit jedem gleich offen reden. Da gibt es Unterschiede…
In meiner akuten Phase der Depression musste ich mich auch irgendwann „outen“. Meinen Mitmenschen erzählen, dass es mir derzeit ziemlich mies geht, ich viele Dinge gerade nicht so machen kann, wie ich will. Arbeiten gehen, Menschen treffen, lachen, das Haus verlassen, Hobbies, alltägliches… Ich bin zusammen gebrochen, auf der Arbeit, vor meinem Chef.
Mein Chef hatte sehr viel Verständnis, bis heute noch. Obwohl ich noch nicht so lange angestellt war hat er mich nach Hause geschickt, mit dem Hinweis mich auf meine Erholung zu fokussieren. Das empfand ich als extrem angenehm, da ja die Arbeit meistens genau die Säule ist, bei der man sich die meisten Gedanken macht, Angst hat vor Konsequenzen. Jetzt fehle ich schon relativ lang, wir sind aber immer noch im Kontakt.
Zwei der drei wichtigsten Menschen in meinem Leben sind für mich da!Mein Mann ist immer für mich da. Er versteht die Thematik der Depression leider nicht, da er noch nie Berührungspunkte damit hatte. Aber ich kann mich immer auf ihn verlassen, er hilft mir, ist meine Stütze. Meine Mutter kennt alle meine Höhen und Tiefen, wir habe die Meisten ja gemeinsam durch gemacht. Ich kann immer zu ihr, sie hört mir zu und versteht mich. Die Dritte ist meine Tochter, sie merkt, wenn ich Hilfe brauche, unterstützt mich auch. Sie möchte ich aber gar nicht so sehr damit belasten. Dazu ist sie noch zu klein…
Mein näheres Umfeld ist da unterschiedlich. Meine Freunde verstehen mich, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Es gab auch den Fall dass eine sehr guten Freundin erst durch das Lesen dieses Blogs klar wurde, was in mir vorgeht. Vielleicht kann ich doch besser darüber schreiben wie reden, wer weiss… Andere haben Verständnis, aber mehr auch nicht. Manche fragen sporadisch wie es mir geht, leider melde ich mich auch eher wenig momentan da ich zum einen den Kopf extrem voll habe und ich es auch zum anderen schlicht und einfach vergesse. Anfangs war mir das immer sehr unangenehm, wenn ich angeschrieben wurde ob ich noch lebe, wie es mir geht. Mittlerweile bin ich da etwas tougher und berufe mich darauf, dass es keine Absicht ist. Ich habe keine Lust mich jedes Mal aufs Neue zu erklären, entweder sind es Freunde oder sie sind genervt, haben kein Verständnis, dann waren es Freunde…
Bei manchen Menschen treffe ich aber auch auf Unverständnis. Bei solchen Begegnungen fallen Sprüche wie ‚Aber Arbeiten ist schon auch wichtig, versuche es doch mal wieder‘ oder ‚zu lange ausruhen ist auch nicht gut, du musst aktiv werden‘ oder ‚Du musst einfach mal wieder raus, unter Leute, etwas unternehmen was dir gut tut‘. Ganz krass ist auch: Einbildung! Es muss halt irgendwie weiter gehen. Stell dich nicht so an!
Genau, klagt nicht, kämpft. Mein Schlüsselanhänger, den ich mir mal auf einem Straßenfest gekauft habe, ziert dieser Spruch. Er wurde mein Leitspruch. Es muss schon irgendwie weitergehen, kämpfen ist die Devise. War es lange Zeit, ja. Aber irgendwann ist jeder Kämpfer am Ende. Ich glaube, ich habe genug gekämpft. Jetzt brauche ich Hilfe und Unterstützung. Das möchte ich am liebsten sagen, kann ich aber teilweise nicht. Manchmal mache ich es auch, denn ich möchte ja aufklären, über meine Geschichte, über die Erkrankung. Es gibt aber leider sehr resistente Genossen, bei denen ist es sehr schwer anzukommen. Sie weigern sich, akzeptieren es nicht, dass auch die Seele krank werden kann.
Genau bei solchen Begegnungen denke ich mir, wo ist die Akzeptanz? Das Verständnis? Warum herrscht dort so eine Ignoranz? Ja, so kann man es teilweise nennen. Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Kann man nicht einfach akzeptieren, dass jemand krank ist? Ich verstehe auch nicht, warum es Gehirntumore gibt, wie die entstehen? Warum kleine, unschuldige Kinder sterbenskrank sind? Warum es dahinrottende Krankheiten gibt, die einen zum Tode zwingen? Aber ich verleugne diese Menschen mit diesen Krankheiten doch nicht? Es ist zu zutiefst traurig und erschütternd!! Nur weil man meine Krankheit nicht sieht, heißt es doch nicht, dass sie nicht existiert. Ich bilde mir das nicht ein. Ich spiele das auch nicht vor, aus Faulheit oder Mitleid. Oh nein.
Ich wünschte, jede Krankheit, jedes Belangen würde von jedem ernst genommen werden. Ich wünschte, dass keiner mehr kämpfen müsste, kämpfen mit der Krankheit, um Anerkennung, um Hilfestellung. Das wünsch ich uns allen!! Ich brauche nicht von allen Menschen, die mir begegnen Unterstützung, aber Akzeptanz wäre toll.
Akzeptanz statt Ignoranz…
Sehr gut haben Sie das geschrieben.
Manche Menschen können das einfach nicht Akzeptieren.
Weil es eine Krankheit ist die nicht zu sehen ist .
Deshalb Akzeptieren die meisten Menschen Sie nicht.
Vielen Dank!
Ja, leider denke ich das auch oftmals. Man sieht es nicht und deshalb ist es nicht existent.
Das möchte ich gern mit meiner Seite ändern 🙂
Alles Liebe
Jenn
Diese Krankheit ist schleichend und wird von dem Betroffenen selbst oft nicht bemerkt. Hilfe annehmen,darüber vertraut reden können ist so wichtig dabei. Deine Block macht Anderen Mut,zu reden…Hilfe anzunehmen. Was Andere sagen,sollte ausgeblendet werden. Auch Du brauchst Mut Nein zu sagen…Aber den wirst du haben. Denn du bist auf deine Art STARK💕
Vielen lieben Dank für den tollen Kommentar! 😀 <3
So ist es leider, bis man selber bemerkt, dass man krank ist, vergeht einige Zeit und meistens ist es dann auch schon höchste Eisenbahn sich Hilfe zu suchen...
Ich hoffe viele Betroffene zu erreichen, die sich durch meine Geschichte ermutigt fühlen 🙂
Vielen Dank!! :*
Jenn
Depression eines Angehörigen, Freundes odes Bekannten macht dem Umfeld auch Angst. Angst vor dem Unbekannten, nicht helfen zu können und selber in diese tiefe Traurigkeit gezogen zu werden. Ich glaube depressive Menschen können sich glücklich schätzen, wenn sie so starke Partner, Familie und Freunde wie du haben. Aber auch die Angehörigen brauchen ihren Schutzraum um Kraft für die nächste depressive Phase zu sammeln. Wenn diese Erkenntnis da ist, dann kann man gemeinsam nach vorne schauen und sich aufeinander stützen.
Liebe Kerstin,
vielen Dank für deinen tollen Kommentar.
Das sehe ich absolut genauso, beide Seiten müssen wieder Kraft sammeln um gemeinsam stark zu sein!
Die Unsicherheit und Angst vor dem was kommt, unterstützen wollen und gar nicht genau wissen, wie man helfen kann. Da der Betroffene teilweise selber nicht weiß was los ist oder was er/sie braucht. Das macht es für beide Seiten schwer. Wie du schon geschrieben hast, Kräfte sammeln und sich gegenseitig stützen 🙂
Alles Liebe
Jenn